„Ich war vor 15 Jahren nicht mit dabei, daher wollte ich es mir dieses Mal nicht entgehen lassen.“ So oder so ähnlich hörte man es von vielen der 63 Teilnehmer beim diesjährigen Abitreffen in Jever. Leider war mit Herr Krebs nur ein Lehrer anwesend, obwohl alle noch aktiven Lehrer aus unserer Zeit schriftlich eingeladen worden waren. Aber viele hatten sich sehr nett zurückgemeldet, unter anderem Herr Müller-Kremer, der mit unserem Jahrgang viel verbindet.
Das „Haus der Getreuen“ war schon vor 18:00 an jenem mit Spannung erwarteten 2. Juni gut mit Ehemaligen gefüllt. Allein das lässt sich als Zeichen deuten, dass der Zahn der Zeit an uns nagt: Wer erinnert sich nicht an alte Feten zur Schulzeit, auf denen es völlig uncool galt, pünktlich zu sein! Einige ganz Harte waren sogar mit dem Fahrrad gekommen und hatten wie in alten Zeiten den ehemaligen Schulweg zurückgelegt.
Nach bewährter Manier erhielten alle wieder die sehr hilfreichen Namensschilder, was das Wiedererkennen nach so langer Zeit stark vereinfachte und über manch peinliche Situation hinweghalf. Nach dem Sektempfang, Gruppenbildern und den ersten Wiedersehensszenen
nutzte Holger, der Hauptorganisator und Webmaster, die Gelegenheit, sich bei allen Mithelfern zu bedanken. Gleichzeitig mahnte er die Absolventen an, bitte regelmäßig die aktuellen Email-Adressen zu übermitteln, damit die Einladungen und Informationsweitergabe auch beim nächsten Treffen in fünf Jahren reibungslos funktioniert.
Ferner ging Holger auf die vereinzelte Kritik gegenüber dem Kostenbeitrag von 30 Euro ein. „Da wir uns nur alle 5 Jahre treffen, sind das im Jahr 6 Euro“, relativierte er den Betrag.
In der Tat zeigte sich auch hinterher in den Gesprächen, dass die Höhe des Beitrags für einige wohl ein Grund gewesen war, sich erst gar nicht anzumelden. Feststeht: Für Essen und DJ war der Betrag für die meisten der Anwesenden aber völlig in Ordnung.
Als Dankeschön für die Arbeit mit der Homepage und der Einladung erhielt Holger selbst ein kleines Gedicht, das ihn als den standfesten Steuermann „Holgi Webwart“ in Anlehnung als Theodor Fontanes „John Maynard“ beschrieb (siehe Anhang).
Die vielen Gespräche im lauen Biergarten, am Buffet oder neben der Tanzfläche zeigten deutlich, wie die bis zu sieben gemeinsamen Schuljahre auf dem MG zusammengeschweißt haben. Als sich sogar Mitschüler, die als Teenager ein Paar waren, wieder intensiv unterhielten, war so mancher in frühere Zeiten zurückversetzt. Auch der Latein-Leistungskurs von damals war bis auf zwei Frauen komplett – man unterhielt sich dann aber doch auf Deutsch.
Viele der 87er waren aber auch mit Anhang da: Kein Wunder, denn der Jahrgang 1987 hat fast 20 Ehen hervorgebracht. Damit haben so viele Schulbekanntschaften vom Mariengymnasium geheiratet wie kaum in einem anderen Jahrgang.
Egal, wie der berufliche Werdegang sich gestaltete, ob großes oder kleines Auto, ob viele oder keine Kinder: Gesprächsstoff war eine Menge da. Die Lebenserfahrung aus 20 Jahren machte die Geschichte jedes einzelnen spannend. Und die konnten ganz schön lang werden, gerade weil zahlreiche der Mitschüler bei diesem Treffen dabei waren, die man vorher nicht gesehen hat. Dazu kam, dass viele es in den letzten 5 Jahren doch nicht geschafft haben, sich zwischendurch zu treffen.
Doch es waren nicht nur die vielen „Weißt Du noch damals“-Geschichten, die im Laufe der Jahre á la Feuerzangenbowle allerhand Eigendynamik bekamen und immer weiter ausgeschmückt und erweitert wurden. Nein, es waren auch die persönlichen Erfolge oder Schicksale, die sehr vielseitig waren: Eine zerbrochene Beziehung, das zweite Haus, ein beruflicher Wechsel in eine andere Branche oder Verluste von nahen Angehörigen. Während einige in Friesland geblieben sind, hat es die meisten in die großen Metropolen wie Hamburg, Berlin oder München verschlagen. „Ich kann mir nicht mehr vorstellen, in Friesland zu wohnen“, äußerten sich einige von ihnen. Dagegen kehrten einige Heimatverbundene inzwischen wieder nach Friesland zurück.
Viele der aktuellen Familienalltage ähneln sich inzwischen: Die Kinder, im Schnitt zwischen 7 und 12 Jahre alt, haben mit Fußball oder Reiten oft ähnliche Hobbys. Einige Kinder sind inzwischen auch auf dem Gymnasium, teilweise sogar auf unserem Mariengymnasium und lernen unter einigen der Lehrer, die wir damals hatten.
Als Einziger, der an dem Abend frustriert über die vielen Gespräche war, entpuppte sich der DJ. Trotz seiner Versuche, mit 80er-Jahre Musik die Tanzfläche zu füllen, blieb er meistens einsam – es gab einfach zu viel zu erzählen, um die kostbare Zeit mit Tanzen zu „vergeuden“.
Auch wenn sich viele wieder versprochen haben, dieses Mal nicht bis 25-jährigen mit einem gegenseitigen Besuch zu warten, wird der Alltag dem ein Strich durch die Rechnung machen. Um so schöner ist daher, wenn man sich wenigstens alle fünf Jahre wieder sieht und so gegenseitig auf dem Laufenden bleibt. Aus diesem Grund ging auch dieser Abend bzw. früher Morgen wieder mit ein wenig Wehmut wie nach einer abgeschlossenen Fussball-WM zu Ende. Was blieb, war die Freude auf das nächste Wiedersehen in fünf Jahren!
Hinrich Neumann
Folgende 63 Abiturienten haben sich ins Haus der Getreuen gewagt.
Hinrich und Mona Neumann
Im Übrigen hatten wir folgende 19 Absagen erhalten:
Uwe Graalfs